Mehr Bock auf Lok

Nachwuchslokführer sind begehrt. Bastian Sambill ist einer von ihnen. Der 19-Jährige macht derzeit in Frankfurt seine Ausbildung zum Eisenbahner im Betriebsdienst (EiB) bei der S-Bahn Rhein-Main, die zu DB Regio gehört.

Was genau macht eigentlich ein Lokführer?

Ein Lokführer – oder korrekt: Eisenbahner im Betriebsdienst der Fachrichtung Lokführer und Transport – bedient Triebfahrzeuge, prüft und fährt sie. Er stellt die einzelnen Wagen in richtiger Anzahl und Reihenfolge zusammen, koppelt sie an die Lok an und überprüft die Betriebssicherheit. Bei Störungen betätigt er die Notsignale und riegelt die Gleise ab. Es gibt einen Unterschied zwischen Zug- und Lokführer: Im Fernverkehr gibt es Zugführer, die die Verantwortung für die Sicherheit und ordnungsgemäße Abwicklung einer Zugfahrt tragen. Im Gegensatz zu den Lokführern fahren diese den Zug jedoch nicht. Im Nahverkehr ist der Lokführer gelegentlich zugleich auch Zugführer – er fährt die Bahn und ist zudem zum Beispiel auch für die Ansagen zuständig.

So verläuft die Ausbildung

Für die dreijährige duale Ausbildung sind ein mittlerer Bildungsabschluss, eine medizinische Tauglichkeitsuntersuchung und ein psychologischer Eignungstest erforderlich. Die Grundausbildung dauert zwei Jahre. In dieser Zeit lernen Azubis die Infrastruktur des Bahnbetriebs kennen, erfahren, wie sie Fahrten durchführen und den Betrieb koordinieren. Im dritten Jahr bereiten sie Züge für die Fahrt vor, prüfen das Triebfahrzeug und kontrollieren die Sicherheitseinrichtungen. Die Azubis lernen, wie sie einen Zug überblicken, was bei Störungen und Schäden passiert und wie sie Leitstelle und Fahrgäste richtig informieren. Nach der Ausbildung müssen sie die entsprechende Fahrberechtigung erwerben, denn jede Triebfahrzeugart und Baureihe funktioniert anders. Und dann geht es auf die Schienen.

Nachwuchslokführer Bastian Sambill im Gespräch

Bastian, wann wusstest du, dass du Lokführer werden möchtest?

Das wusste ich früh, es war mein Kindheitstraum! Früher, als kleines Kind, wollte ich beim Spazierengehen immer an die Gleise, um den Zügen beim Vorbeifahren zuzugucken, und natürlich habe ich den Lokführern immer zugewunken. Irgendwie hat mich der Beruf immer schon gereizt. Nach der Schule habe ich mich dann direkt bei DB Regio beworben und meine Ausbildung begonnen.

Nachwuchslokführer Bastian Sambill
© Pascal Skwara

Und, macht es Spaß?

Zurzeit auf jeden Fall. Es macht mir immer wieder Spaß, im S-Bahn-Stammstreckentunnel zu fahren. Kurz vor Ende der Ausbildung ist man viel am Fahren, um auf den späteren Berufsalltag vorbereitet zu sein. Also das, was eigentlich am meisten Spaß macht: Züge fahren und rangieren. Es ist immer ein gutes Gefühl, wenn man die Leute trotz der Hauptverkehrszeit pünktlich zur Arbeit bringt.

Vervollständige bitte folgenden Satz: Mehr Menschen würden Lokführer werden, wenn sie wüssten, dass ...

... kein Tag wie der andere ist. Viele denken: Lok-fahren, das ist einfach nur, einen Hebel nach vorne zu drücken, und das war es dann. Im Gegenteil, man muss sehr aufmerksam sein. Und was wirklich toll ist: Man kann den Job – im Nahverkehr – sehr gut mit Familie und Freundeskreis vereinbaren. In der Personaldisposition werden die Schichten so gelegt, dass man dort Feierabend hat, wo man auch wohnt.

Gibt es etwas, worauf du dich in deiner Ausbildung noch freust?

Klar – darauf, alleine zu fahren. Zurzeit fahre ich noch mit meinem Praxisbegleiter. Aber das alles macht man ja dafür, dass man selbstständig den Zug fährt. Es ist wirklich unglaublich, wenn man morgens im Winter im Nebel in die Sonne hineinfährt.


Wo gibt es offene Stellen und Ausbildungsmöglichkeiten?


Wie Politik und Unternehmen dem Lokführermangel entgegenwirken

Unsere Gesellschaft ist mobil wie nie – und der Trend geht vom eigenen Auto weg hin zu den öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Bundesregierung plant, die Zahl der Bahnreisenden bis zum Jahr 2030 von 2,56 auf mehr als fünf Milliarden zu verdoppeln – eine Chance und eine Herausforderung für den öffentlichen Personennahverkehr!

Den Nachwuchs fördern

Die deutschen Nahverkehrsunternehmen planen 30.000 Neueinstellungen bis 2020. Ohne Nachwuchs geht es nicht, denn der demografische Wandel spitzt sich zu. Fast 40 Prozent der Beschäftigten in Verkehrsunternehmen sind älter als 50 Jahre. Das heißt: In den kommenden 15 Jahren werden sie in den Ruhestand gehen. Da die Lokführer und Lokführerinnen nicht an Bäumen wachsen, muss erst eine neue Generation ausgebildet werden. Das erfordert Zeit und Kraft. Julia Katzenbach-Trosch, Sprecherin S-Bahn Rhein-Main, ist optimistisch: "Wir hatten bisher Glück und fanden genug Azubis. Für viele ist Lokführer immer noch ein Traumberuf." Um potenzielle Azubis auf den Beruf aufmerksam zu machen, greift die Deutsche Bahn mitunter zu ungewöhnlichen Maßnahmen und organisiert beispielsweise ein Job-Speed-Dating in S-Bahnen mit Virtual-Reality-Brillen, die den Interessenten einen hautnahen Eindruck verschaffen.

Relevanz schaffen

Der Mangel an Lokführern hat direkte Auswirkungen auf die Gesellschaft, denn ohne gerät die öffentliche Mobilität ins Wanken. RMV-Geschäftsführer Prof. Knut Ringat: "Busfahrer und Lokführer müssen als Mangelberufe anerkannt und somit in den Bereichen Ausbildung, Umschulung, Qualifizierung und Quereinstieg auch von staatlicher Seite umfassend gefördert werden. Zudem ist eine höhere Wertschätzung der Berufe vonseiten der Gesellschaft ein ganz zentraler Punkt, um mehr Menschen für den öffentlichen Nahverkehr zu begeistern. Damit das funktioniert, muss die Branche die Bedeutung des ÖPNV und der Beschäftigten für die Daseinsvorsorge und eine nachhaltige, zukunftsfähige Mobilität noch stärker deutlich machen." Daher diskutieren die Bundesarbeitsgemeinschaft Schienenpersonennahverkehr (BAG-SPNV) und das Bündnis für fairen Wettbewerb im Schienenpersonenverkehr (Mofair) momentan mit dem Bund, damit er verstärkt eine koordinierende Rolle übernimmt und ein breites Bündnis aus Politik, Unternehmen, Aufgabenträgern und Gewerkschaften schmieden hilft.

Die Arbeitsbedingungen verbessern

Steigende Löhne, Pausenregelungen, eine Zunahme von Urlaubstagen und eine Verringerung der geteilten Dienste: Die Arbeitsbedingungen von Lokführern werden immer besser. Fahrplan-, Umlauf- und Dienstplanung werden vermehrt so optimiert, dass die Fahrerinnen und Fahrer die Pausen sinnvoll nutzen können. Weitere Ansätze sind Gesundheitsprogramme, Angebote zur Kinderbetreuung und Weiterbildungen in Service- und Kundenorientierung. In puncto Arbeitsplatzsicherheit ist Hessen sogar Vorreiter: Dem Verlust von Arbeitsplatz und Besitzstand bei einem Betreiberwechsel wird durch Übernahmeregelungen vorgebeugt.

Stand: 15.05.2019