Allrounder in der Werkstatt: Elektroniker für Betriebstechnik

Ein junger Mann im schwarzen Shirt steht seitlich an einem grauen Zug. Mit zwei Handschuhen greift an ein schwarz-weiße Befestigung.

Tim Schönberger ist seit über fünf Jahren Elektroniker für Betriebstechnik
© rms GmbH / Maximilian Zahl

Seinen Beruf in einem Wort zusammenfassen? "Fehlerbehebung", sagt Tim Schönberger ohne zu zögern. Der 27-Jährige ist immer da, wo Probleme auftauchen. Und die kann es auf dem 5.000 Quadratmeter großen Areal der Werkstatt der Hessischen Landesbahn (HLB) im Wiesbadener Industriepark reichlich geben. Zwei komplette Fahrzeugflotten werden hier von insgesamt 28 Mitarbeitern gewartet. "Reinigung der Sensoren, defekte Bauteile austauschen, Arbeiten an Türsteuergeräten. Es sind zwar immer dieselben Fahrzeuge, doch die Aufgaben sind immer wieder neue", erzählt Schönberger. Nicht umsonst nennt er sich deshalb selbst den "Allrounder in der Werkstatt".

"Spannender als an der Kaffeemaschine zu arbeiten"

Gearbeitet wird unter der Woche im Drei-Schicht-Betrieb. Das Wochenende - soweit es denn die Arbeit zulässt - bleibt frei. Große Probleme mit frühen oder späten Arbeitszeiten hat der ausgebildete Elektroniker nicht. Schließlich besteht bei ihm schon seit Kindesbeinen ein großes Interesse für Elektronik. Und wer sein Hobby zum Beruf gemacht hat, der nimmt auch einiges in Kauf: "Da bin ich mir dann auch nicht zu schade, früh aufzustehen und mir 'mal die Hände schmutzig zu machen."

Doch wer bei diesem Beruf sofort an unzählige Schweißperlen auf der Stirn denkt, sieht sich getäuscht. "Die körperliche Belastung hält sich tatsächlich in Grenzen. Gut zu Fuß zu sein schadet aber auf jeden Fall nicht." Kein Wunder - die 67 Elektrotriebfahrzeuge, mit denen Schönberger und seine Kollegen täglich zu tun haben, weisen eine Länge von bis zu 90 Metern auf. Auf vier langen Arbeitsgleisen verteilt stehen die Fahrzeuge bereit - ein beeindruckender Anblick. "Am Ende ist es dann doch spannender, an einem großen Triebfahrzeug zu arbeiten als an einer Kaffeemaschine."

Zwei graue Kästen. Links ein Warnschild mit einem Blitz und darunter die Aufschrift "Hochspannung Lebensgefahr" Daneben ist der Kasten geöffnet mit vielen Kabeln und Drähten

Hochspannung! Lebensgefahr! Die Arbeit als Elektroniker erfordert große Vorsicht.
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Ein rot-gelber Zug steht in einer Werkstatt, daneben viele hellgraue Gänge.

Insgesamt 67 Elektrotriebfahrzeuge werden in der Werkstatt gewartet.
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Im Hintergrund ein großes graues Gebäude mit dem HLB Logo, vorne ein Transportfahrzeug auf Gleisen.

Die HLB Werkstatt im Wiesbadener Industriepark
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Arbeitsalltag mit 15.000 Volt

Für die erste Aufgabe des Tages geht es direkt einige Meter nach oben. Ist die schmale und wackelige Treppe bestiegen, kann es losgehen. Am Hochspannungsgerüst des Fahrzeugs wird eine Erdungsgarnitur montiert. Die elektrischen Anlagen müssen nach dem Abschalten geerdet werden. Dazu bringt Schönberger eine Erdungsspinne an, die die spannungsführenden Bauteile mit der Erdung verbindet. "Sollte ungewollt Spannung an den Bauteilen auftreten, würde es zu einem Kurzschluss kommen und die Spannung abschalten." Auch wenn bei Spannungen von 15.000 Volt Lebensgefahr besteht, bleibt der 27-Jährige ganz ruhig. Die Aufgabe ist binnen weniger Minuten gelöst. "Für mich ist sowas Routine."

Wenige Meter weiter dann die nächste Aufgabe. Auch hier fällt sofort die Markierung "Hochspannung! Lebensgefahr!" ins Auge. Doch Schönberger macht sich sofort an die Arbeit. Diesmal hat er es mit elektrischen Messungen an einem Hilfsbetriebeumrichter zu tun. Dieses Bauteil versorgt die Systeme im Fahrzeug mit unterschiedlichen Spannungen und lädt zudem noch die Batterien für das Bordnetz. Anschließend geht es dann wieder nach unten, wo schon ein HLB-Zug auf ihn wartet. "Die direkte Arbeit an den Fahrzeugen macht mir am meisten Spaß." Schönberger geht an die Seite des Zuges, wo sich die sogenannte Fremdspeisedose befindet. Auch hier wird mit etwa 400 Volt hantiert. "Das ist eine sehr wichtige Aufgabe", erzählt der Elektroniker. "An dieser Einrichtung wird verhindert, dass das Fahrzeug extrem mit Spannung versorgt wird, während an den elektrischen Systemen gearbeitet wird."

Junger Mann mit orangener Hose und schwarzem Shirt hat eine lange gelbe Stange in der Hand befestigt ein Gerät an einer schwarzen Befestigung

15.000 Volt werden mithilfe von Erdungsspinnen kurzgeschlossen.
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Junger Mann hockt mit Handschuhen neben einem geöffneten grauen Kasten und arbeitet an elektrischen Geräten

Schönberger bei der elektrischen Messung an einem Hilfsbetriebeumrichter.
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Junger Mann gebückt vor einem großen grauen Kasten mit vielen Kabeln und Drähten. Zwei gelbe Warnschilder mit Blitz-Symbol. Davor ein kleines gelbes Messgerät.

Arbeiten an einem Hilfsbetriebeumrichter. Das Messgerät immer im Blick.
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Suche nach neuen Allroundern

Doch auch in der HLB-Werkstatt in Wiesbaden ist Fachkräftemangel kein Fremdwort. Die Suche nach neuen Allroundern läuft zwar auf Hochtouren, gestaltet sich aber nicht immer ganz einfach. Und so verwundert es nicht, dass einige Mitarbeiter Quereinsteiger sind, die etwa aus dem KFZ-Bereich kommen. Hier zeigt sich aber, dass der Einstieg in die Materie sehr schnell funktionieren kann. "Abgeschlossene Berufsausbildung, Schichtbereitschaft, Engagement und Spaß an Technik. Wer das mitbringt, hat gute Karten." Und auch der Arbeitsplatz kann sich sehen lassen - die Instandhaltungswerkstatt in Wiesbaden gehört zu den modernsten Schienenfahrzeugwerkstätten Hessens.

Junger Mann mit Brille steht vor einem schwarz-rot-gelben Zug. Neben ihm die Aufschrift "HLB Bahn"

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