Smart Traffic Management
Digitaler Blick auf den ländlichen Busverkehr
Der Rheingau-Taunus-Kreis will mit dem Projekt „Smart Traffic Management“ die Mobilität der Zukunft gestalten – präzise, vernetzt und nachhaltig.
In der Regel fahren die Busse im Rheingau-Taunus-Kreis nach Fahrplan, doch wie voll sie dabei tatsächlich sind, war bisher eher ein Ratespiel. Manuelle Stichprobenzählungen ersetzten bislang belastbare Daten – ein Zustand, der sich nun ändern soll. Mit dem Projekt „Smart Traffic Management“ will der Kreis erstmals verlässliche Echtzeitdaten zur Auslastung seiner Busse erfassen und diese Grundlage für eine tiefgreifende Neuausrichtung der Mobilität im ländlichen Raum nutzen.
Der entsprechende Förderantrag, eingereicht im Dezember 2024 beim Hessischen Ministerium für Digitalisierung und Innovation, wurde Ende Mai 2025 bewilligt. 90 Prozent der förderfähigen Kosten – insgesamt rund 2,25 Millionen Euro – übernimmt das Land Hessen im Rahmen der Initiative „Starke Heimat Hessen“. Der Landkreis selbst steuert rund 250.000 Euro bei, dieser Eigenanteil wird Mitteln der Gesellschafterumlage des Kreises an die RTV GmbH getragen.
Die Digitalisierungsoffensive, die in Zusammenarbeit mit der RTV (Rheingau-Taunus-Verkehrsgesellschaft) umgesetzt wird, sieht vor, rund 160 Busse mit Sensortechnik auszustatten. Diese registriert an den Türsystemen die Ein- und Ausstiege und ermöglicht so eine präzise Analyse des Fahrgastaufkommens. Die Daten werden auf digitalen Dashboards, an Haltestellen und auch dem Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) zur Verfügung gestellt.
„Gerade im ländlichen Raum brauchen wir valide Informationen, um unsere Verkehrs- und Klimaziele realistisch planen und umsetzen zu können“, heißt es aus dem Kreishaus. Mit Blick auf die landesweite Strategie für eine emissionsärmere Mobilität bis 2035 sieht man das Projekt als „Grundlage für eine nachhaltige Verkehrsplanung“.
Doch das Vorhaben geht über reine Datenerhebung hinaus. Ziel ist es, den klassischen Linienverkehr intelligent zu ergänzen – etwa durch On-Demand-Angebote, digitale Rufbusse oder Ridepooling-Dienste. Diese könnten nicht nur Menschen effizienter befördern, sondern auch logistische Aufgaben übernehmen, etwa die Lieferung von Medikamenten oder Produkten regionaler Anbieter. In Phasen geringer Auslastung könnten die Fahrzeuge beispielsweise auch für Krankenfahrten eingesetzt werden – ein Ansatz, der die Daseinsvorsorge auf neue Füße stellt. Die Ergebnisse können auch in der RMVgo-App zur Bürgerinformation abgebildet werden, so erfahren die Fahrgäste dann, wie voll oder leer der gewünschte Bus sein wird.
Am 4. Juli überreichte die hessische Digitalministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus persönlich den Förderbescheid in Taunusstein.
Der Projektstart ist für den 1. Juni 2025 angesetzt, die Laufzeit beträgt zwei Jahre. Bis Ende April 2027 sollen die Systeme in allen Bussen aktiv sein – und ein ländlicher Raum digital erschlossen werden, der lange Zeit abseits der großen Verkehrsströme lag.