Der RMV und die Infrastruktur
Der Ausbau der Infrastruktur ist die Grundlage für die Zukunftssicherung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV). Der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) gestaltet dabei aktiv mit und setzt sich unter anderem für einen Ausbau des Schienennetzes ein.
Kapazitätsgrenzen erreicht
Die großen Städte in Hessen wachsen über ihre Grenzen hinaus: Immer mehr Menschen zieht es vor allem ins Rhein-Main-Gebiet. Seit dem Verbundstart 1995 haben sich deshalb Fahrgastnachfrage und Zugfahrtenfrequenz ganz erheblich erhöht. Die Schieneninfrastruktur ist längst an ihre Kapazitätsgrenze gestoßen. Ursachen dafür: Die Schienenstrecken und Knotenbahnhöfen sind überlastet und auf viele Verbindungen teilen sich unterschiedlich schnelle Züge dieselben Gleise.
Längere Züge, doppelstöckige Fahrzeuge und Bahnen mit höherer Beschleunigung wurden eingesetzt, um die vorhandenen Gleise und das bestehende besser bis an die Grenzen auszunutzen. Als Entlastung wurde außerdem ein Netz aus Expressbuslinien aufgebaut, die Städte, zwischen denen keine Schienen liegen, verbinden, und so das sternförmig aufgebaute S- und Regionalzugnet zu ergänzen.
Keine Lösung ohne neue Infrastruktur
Trotz dieser Anstrengungen ist allen Fachleuten klar, dass sich durchgreifende Verbesserungen bei der Pünktlichkeit und bei den Kapazitäten nur durch enorme Investitionen in die Infrastruktur erreichen lassen. Daher bewegt der RMV als Moderator und Impulsgeber in der Region wichtige Hebel im Bereich Verkehrsplanung und Infrastrukturentwicklung. In vielen Einzelgesprächen und Abstimmungsrunden mit den lokalen Verantwortlichen, den Landesvertretern und der Bundesebene werben die RMV-Fachleute gemeinsam mit den Verkehrsunternehmen und Infrastrukturbetreibern für Neubau, Ausbau und Ertüchtigung von Gleisanlagen und Signaltechnik.
Ausbau-Projekte
Im Großraum Rhein-Main tut sich einiges, um die bestehende Schieneninfrastruktur zu entlasten und die Kapazitäten und damit auch den Komfort für die Fahrgäste deutlich zu erhöhen.
Die S-Bahn-Linie S6 bekommt eigene Gleise. Dadurch kann sie im einheitlichen 15-Minuten-Takt fahren, bei jeder zweiten Fahrt verkürzt sich die Fahrzeit, weil keine Überholung durch einen schnelleren Zug stattfindet und die S-Bahn kann in der neu errichteten Station "Ginnheim" halten. Das Projekt wird derzeit umgesetzt. Weitere Informationen gibt es bei der Deutschen Bahn.
Ein weiteres Projekt, das das Nahverkehrsangebot in der Region deutlich erweitert und für schnellere Verbindungen sorgt, ist die sogenannte Wallauer Spange - die erste der drei Baustufen der Neubaustrecke Rhein/Main-Rhein/Neckar. Sie soll die rund fünf Kilometer lange Lücke zwischen dem ICE-Ast Richtung Wiesbaden und dem ICE-Ast des Frankfurter Flughafens schließen. So wird die Möglichkeit für einen "Hessen-Express" geschaffen, der die Fahrzeit von Wiesbaden zum Frankfurter Flughafen auf dann 15 Minuten halbiert. Weitere Informationen sind unter www.wallauer-spange.de zu finden.
Die Regionaltangente West (RTW) ist eine neue tangentiale Schienenverbindung im Rhein-Main-Gebiet. Sie soll Entlastung bringen für den Ballungsraum Frankfurt. Zum einen sollen die westlichen Stadtteile Frankfurts besser angebunden werden, außerdem werden die umliegenden Kreise, Städte und Gemeinden miteinander vernetzt. Für diese soll auch eine bessere Anbindung an den Frankfurter Flughafen geschaffen werden. Mehr Informationen bietet www.regionaltangente-west.de/.
Ziel des Projektes ist es, die östliche Innenstadt Frankfurts, Maintal sowie westliche Stadtteile Hanaus besser anzubinden. Zwei zusätzliche Gleisen ermöglichen zum einen mehr Kapazitäten zwischen Frankfurt-Ost und Hanau, zum anderen können Nah- und Fernverkehr getrennt voneinander geführt werden. Wegen der unterschiedlichen Geschwindigkeiten der Nah- und Fernverkehrszüge führt die Trennung zu einer besseren Nutzung des Netzes. Außerdem sollen die Bahnhöfe an der Strecke barrierefrei ausgebaut werden. Ausführliche Informationen bietet die Deutsche Bahn.
Der RMV unterstützt dieses Vorhaben, das mehr Kapazitäten für den Regionalverkehr und damit für das RMV-Angebot schaffen soll. Dazu soll langfristig ein zusätzlicher Fernbahntunnel mit Tiefbahnhof den Eisenbahnknoten Frankfurt erheblich entlasten. Dieser ergänzt den bestehenden Bahnhof mit seinen oberirdischen Gleisen. Vorbild ist der Züricher Hauptbahnhof, welcher innerhalb weniger Jahre um mehrere Gleise ergänzt wurde. Das Projekt befindet sich zurzeit in der Planungsphase.
Die Landkreise Offenbach und Darmstadt-Dieburg sollen besser per Schiene miteinander verknüpft werden, damit mehr Kommunen und damit mehr Pendler eine direkte Anbindung an den Ballungsraum Frankfurt erhalten. Im Fokus stehen dabei eine engere Taktung und das Fahren ohne Umstieg. Für das Projekt wurde eine Vorstudie erstellt.
Variante 1: Verlängerung der S2 bis Dieburg
Das beste Verhältnis von Investitionsmitteln zu den zu erwartenden Vorteilen Kosten und Nutzen ergibt die Verlängerung der S2 von Dietzenbach nach Dieburg. Das Konzept beinhaltet eine 3,1 Kilometer lange Neubaustrecke, um die Lücke im Schienennetz zwischen Dietzenbach und Urberach zu schließen. Ab Urberach könnte die S2 dann die vorhandenen Gleise der Dreieichbahn nutzen.
Durch Elektrifizierung und Ausbau der Bahnsteige wird in dieser Variante die bestehende Infrastruktur für den S-Bahn-Betrieb ertüchtigt. Ziel ist ein Halbstundentakt der S2 in diesem Abschnitt. Damit würde die Fahrzeit von Dieburg nach Offenbach und Frankfurt gegenüber der heutigen Verbindung um bis zu eine Viertelstunde verkürzt werden. Auch wird Dieburg bei dieser Variante von Dietzenbach und Heusenstamm aus deutlich besser erreicht als bislang.
Variante 2: Verlängerung der S2 bis Darmstadt
Die Vorstudie hat zudem aufgezeigt, dass durch eine Verlängerung der Linie S2 über Dieburg hinaus nach Darmstadt zusätzliche Fahrgäste gewonnen werden könnten. Diese Variante würde zu einem südlichen Ringschluss der S-Bahn RheinMain führen und damit den Darmstädter Hauptbahnhof als Verkehrsdrehscheibe weiter stärken.
Mittelfristig Halbstundentakt auf Dreieichbahn ermöglichen
Um schon vor einer S-Bahn-Verlängerung bereits in wenigen Jahren eine Verbesserung des Verkehrsangebotes auf der Dreieichbahn zwischen Rödermark-Ober Roden und Dieburg zu erreichen, soll der derzeitige Haltepunkt Eppertshausen zum Kreuzungsbahnhof ausgebaut werden. Die von Frankfurt bzw. Dreieich-Buchschlag kommenden Züge können dann halbstündlich nach Dieburg verlängert werden.
Nächste Schritte
Es soll eine Planungsvereinbarung mit der Deutschen Bahn geben über eine Vorplanung sowie die Nutzen-Kosten-Untersuchung der beiden Varianten. In diesem Rahmen können tiefergehende Untersuchungen zum genauen Streckenverlauf, zur Bautechnik und den Umweltwirkungen durchgeführt sowie die Förderwürdigkeit überprüft werden. Erweisen sich die Vorschläge als förderfähig, wäre eine Realisierung der Verlängerung bis Anfang der 2030er-Jahre denkbar.
Der Regionale Nahverkehrsplan des RMV
Ergebnis der politischen Abstimmung auf allen Ebenen und gleichzeitig die Grundlage für das planerische Handeln der kommenden Jahre ist der Regionale Nahverkehrsplan. Hier ist dokumentiert, wie der RMV auch künftig daran arbeitet, seinen Fahrgästen attraktive Wegeketten anzubieten – nicht nur mit Bussen und Bahnen, sondern auch mit Sharing-Angeboten für Autos und Räder. Der Plan fixiert verbindliche Ziele und Standards bei der künftigen Gestaltung der Infrastruktur – von konkreten Maßnahmen bis hin zu langfristigen Trends.
Infos zu aktuellen Entwicklungen: FRMplus
Die Planung von Bund, Land Hessen, Stadt Frankfurt, RMV und DB sieht vor, dass bis 2030 mehr als 12 Milliarden Euro in die Infrastruktur fließen. Der Nah- und Fernverkehr im Rhein-Main-Gebiet, in ganz Hessen und sogar im übrigen Bundesgebiet wird von diesen Projekten profitieren und die Region so fit für die Zukunft machen. Wie konkret die großen Infrastrukturprojekte umgesetzt werden und wie die aktuelle Entwicklung aussieht, zeigt die Website FRMplus.de.