Jobs im ÖPNV: In der Fahrschule für Elektrobusse

Die mehr als 650 Busfahrerinnen und Busfahrer des Unternehmens In-der-City-Bus (ICB) steuern die größte Flotte von Elektrobussen in Frankfurt. Was sie für die Fahrt mit einem E-Bus lernen und beachten müssen, wollten wir von Jochen Lüdicke wissen.

Der 52-jährige technische Leiter der ICB am Römerhof begleitet von Beginn an die Umstellung auf Elektrobusse und gab uns einen fundierten Einblick hinter die Kulissen.

mittelalter Mann mit Corona-Maske auf dem Sitz des Busfahrers

Jochen Lüdicke, technischer Leiter der ICB
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Jochen Lüdicke, Leiter des technischen Büros der ICB, im Gespräch

Herr Lüdicke, was beinhaltet die Fahrerschulung für Elektrobusse?

"Alle Fahrerinnen und Fahrer werden im Rahmen regelmäßiger Schulungen fortgebildet; die Schulung für Elektrobusse ist ein Baustein unter vielen. Sie lernen dabei, wie sich die Fahrzeuge bautechnisch unterscheiden und wie sich dies auf das Fahren auswirkt. Große Unterschiede für die Fahrer gibt es jedoch nicht, weil wir die Cockpits der unterschiedlichen Bushersteller weitestgehend identisch gestalten. Die Fahrer finden die wichtigsten Bedienelemente in jedem Bus an der gleichen Stelle.

Auch in der technischen Bedienung sind nur wenige Änderungen zu beachten: Statt eines Schlüssels gibt es einen Startknopf für den Elektromotor und statt der Benzinuhr wird der Ladestand der Batterie angezeigt. Die Bedienung gleicht ansonsten einem herkömmlichen Fahrzeug: starten, schalten und losfahren."

geöffneter Motorraum eines Dieselbusses

Fast ein vertrauter Anblick: Motorraum eines Dieselbusses
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Geöffneter Motorraum eines Elektrobusses

E-Bus: eine etwas andere Motoransicht
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Was sind die Hauptunterschiede zwischen Diesel- und Elektrobussen?

"Die größten Unterschiede sind der elektrische Antrieb und die Batteriekapazität. Nach der Umschulung auf die neuen Fahrzeuge gab es anfangs schon mal besorgte Fragen über Funk, wenn die Batteriekapazität auf 20 Prozent gesunken war. Einige Fahrer rückten sogar zum Aufladen ein – die Besorgnis, während der Fahrt liegen zu bleiben, überwog. Inzwischen sind die Fahrer entspannter, da sie die Reichweite besser einschätzen können. Dazu kommt: Die Fahrzeuge verfügen über eine sogenannte „Schleichreserve“. Dabei wird der Strom von aktuell ungenutzten Geräten abgeschaltet, um die Reichweite zu erhöhen.

Die Reichweite und damit einhergehend die Ladezeiten haben Auswirkungen auf die Einsatzdauer der Fahrzeuge. In der Umlaufplanung werden diese Busse auf kürzeren Linien eingesetzt und so disponiert, dass sie mit einer vollen Akkuladung eine Tagestour schaffen. Über Nacht werden sie wieder aufgeladen."

geöffneter "Tankdeckel" mit Stecker in Ladebuchse an einem Elektrobus

Sichere Sache: Tanken mit Ladestecker
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Ladestation für Busse

Erinnert an Zapfsäule: Ladestation
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Vorderansicht Bus vor drei Ladestationen in der Fahrzeughalle

In der Halle können mehrere Busse gleichzeitig geladen werden
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Macht sich der Unterschied beim Fahren bemerkbar?

"Elektrobusse fahren linearer als herkömmliche Busse, das heißt, sie beschleunigen und bremsen gleichmäßiger und „ruckeln“ weniger. Für viele Fahrer ist das ein Grund, die Fahrt mit Elektrobussen zu bevorzugen. Dass die Busse auch leiser sind, fällt nicht nur den Fahrgästen und Anwohnern auf, auch Busfahrer geben den E-Bussen deswegen den Vorzug."

Buscockpit

Bei allen Bussen: identische Anordnung der Bedienelemente
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Verändern sich die Anforderungen an die Fahrer durch die neue Technik?

"Bei uns wird das Busfahrpersonal so aus- und fortgebildet, dass jede Fahrerin und jeder Fahrer alle Modelle fahren und auf jeder Linie eingesetzt werden kann. Dazu gehören auch die Elektrobusse.

Es sind weniger veränderte Anforderungen als Umstellungen und Gewöhnungseffekte. Ähnlich wie bei der Reichweiteneinschätzung verhält es sich auch mit den Seitenspiegeln. Bei den neuen Busmodellen gibt es anstatt klassischer Seitenspiegel Bildschirme, die zeigen, was die Außenkamera sichtet. Daran müssen sich die Fahrer einfach gewöhnen."

Gelenk-Elektrobus auf dem Hof des Unternehmens vor Bäumen und Europaviertel

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Die In-der-City-Bus GmbH

Die In-der-City GmbH (ICB) ist ein städtisches Verkehrsunternehmen in Frankfurt am Main. Sie betreibt in Frankfurt drei Busbündel, die mehr als 50 Prozent der Busverbindungen in der Stadt umfassen. Das Unternehmen bedient mit einem 231 Fahrzeuge starken Fuhrpark 30 Linien – an 365 Tagen im Jahr jeden Tag rund um die Uhr. Dafür sind rund 750 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Einsatz – am Steuer, in Werkstätten und in der Verwaltung.

Die ICB strebt an, bis 2030 den kompletten Fuhrpark zu elektrifizieren, so wie es den Klimaschutzzielen der Stadt Frankfurt am Main entspricht. Bereits heute steht das Unternehmen mit Elektrobussen und modernen, schadstoffarmen Dieselbussen für umweltfreundliche Verbindungen und komfortable städtische Mobilität.

Weitere Informationen unter icb-ffm.de.