Steinau: Wo die Brüder Grimm selbst Kinder waren

Vergrößerte Ansicht: Fachwerk-Haus mit seitlichem Rund-Turm, davor ein großer Baum mit Rund-Bank

Brüder Grimm-Haus im früheren Amtshaus aus der Renaissance
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Die Buben Grimm als schreiende und herumtollende Rasselbande in den Straßen ihrer Heimatstadt: Ein kleines idyllisches Landstädtchen, das mit seinem Schloss, Brunnen und Fachwerkhäusern selbst an eine Märchenstadt erinnert.

Einen etwas anderen Zugang zum Leben der berühmten Brüder - von der Kindheit bis zur Märchensammlung - bietet das Brüder Grimm-Haus in Steinau. 

Umzug mit Herrn Amtmann Grimm

Eine große Kutsche, vollbeladen mit Hausrat, rumpelt von Hanau das Kinzigtal hoch nach Steinau. Rumpelt, wohlgemerkt. Angesichts der damaligen Straßen dauerte eine Reise über die 50 Kilometer ein bis zwei Tage. Kein Wunder, dass es bereits damals Klagen über den Zustand der Straßen gab …

Als die Familie Grimm mit ihren fünf Buben 1791 von Hanau nach Steinau umzog, waren die beiden ältesten Jungs, Jacob und Wilhelm, gerade einmal fünf und sechs Jahre alt. Der Vater Philipp Wilhelm Grimm war als Amtmann in das Landstädtchen versetzt worden und verkörperte nun in der kleinen Stadt mit gerade einmal 1300 Einwohnern die Staatsautorität der Landgrafschaft Hessen-Kassel. 

Vergrößerte Ansicht: abschüssiger Weg mit großen unebenen Steinen gepflastert, rechts und links Rasen

Originaler Straßenbelag der Handelsstraße Frankfurt-Leipzig. 2006 vor dem Brüder Grimm-Haus Steinau installiert
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Einziges noch erhaltenes Heim der Brüder Grimm

Vergrößerte Ansicht: altes geschwungenes Sofa mit rotem Samtbezug und Holzgestell, flankiert von zwei weißen Büsten

Sofa aus dem frühen 19. Jahrhundert im Eingangsbereich mit den Büsten von Jacob und Wilhelm Grimm
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Das Amtshaus ist für sich schon ein eindrucksvoller Renaissance-Bau und stammt aus dem Jahr 1562. Es ist das einzige noch erhaltene Haus, in dem Jacob und Wilhelm Grimm gelebt haben und das zu besichtigen ist.

Das Gebäude diente so lange als Amtshaus, Gericht, Stadtverwaltung und Vereinen, dass die Inneneinrichtung selbst schon wieder Geschichte geworden ist. So erinnert die rekonstruierte Küche an das Original und gibt Besuchern einen Einblick in frühere Zeiten. Wie alle Räume im Erdgeschoss gehörte sie zum Wohnbereich der Familie. Und hier nimmt die Museumsführerin die Besucher in Empfang.

Prägende Erfahrungen in ländlicher Idylle ...

Im Erdgeschoss erhalten Besucher persönliche Einblicke in die Lebenswelt der Familie. Hier erfahren sie, wie die Heimatstadt zu Grimms Lebzeiten aussah und lernen die bekannteren Mitglieder der Familie kennen. Greifbar werden insbesondere der Malerbruder Ludwig Emil und die in Steinau geborene kleine Schwester Charlotte Amalie. Von Ludwig Emil besitzt das Museum eine stattliche Sammlung von Zeichnungen. Eine Besonderheit stellt ein von ihm gezeichnetes Reisetagebuch mit zahlreichen Skizzen aus Steinau dar.

Vergrößerte Ansicht: Küche mit gemauertem Herd, Kamin und Kupfergeschirr

Rekonstruierte Küche im Erdgeschoss
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... mit Generationen- und Rollenkonflikten

Deutlich wird in der Ausstellung die Kindheit im Landstädtchen - der oft prügelnde Praeceptor (Hauslehrer), der seinen Stöcken und ledernen Peitschen eigene Namen gegeben hatte. Auch Ludwig Emil und Lotte kämpften mit den an sie herangetragenen Erwartungen: Der jüngere Bruder war der unruhige Geist und spätere Familienrebell, der der Enge seiner Zeit zu entfliehen versuchte, während Lotte ungefragt den Haushalt zu führen und die Brüder zu versorgen hatte. 

Märchen im Umfeld der Familie

Vergrößerte Ansicht: Holztisch mit Abroll-Mechanismus, darauf schwarz-weiß Zeichnungen

Reisetagebuch von Ludwig Emil Grimm mit Skizzen aus Steinau
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Überliefert ist - so die Museumsführerin beim Aufstieg zu den Amtsräumen im Obergeschoss -, dass im Kreis der Familie Grimm auch Märchen erzählt wurden - wie es der mündlichen Überlieferung der damaligen Zeit entsprach. Das wissen wir heute aus den Hinweisen von Jacob und Wilhelm im Anhang der "Kinder- und Hausmärchen".

Die Kenntnisse aus Schule, Lektüre aus der elterlichen Bibliothek und sicherlich auch mündlichen Überlieferungen "aus dem Volke" - wie sie die Märchen später auch nannten - bildeten Grundlagen für ihre späteren Märchensammlungen und wissenschaftliche Arbeit.

Märchenvitrine wie ein Wimmelbild - Wer weiß was?

Die Märchen stehen im Obergeschoss im Mittelpunkt der Ausstellung. Kaum oben angekommen, stehen die Besucher vor dem "Märchenwald", einem als Wald abgedunkelten Raum mit Vitrinen in den Wänden, die zahlreiche Märchen-Dioramen beherbergen. Sofort fühlt man sich in die Kindheit zurückversetzt und fängt an, bekannte Märchen zu suchen ...

Der "Wald-Raum" ist nicht nur in den Märchen ein Symbol für den Wandel - dort durchleben Heldinnen und Helden ihre innere Reifung. Das gilt in übertragener Weise auch ein wenig für die Besucher, die in der Führung viel erfahren können.

Vergrößerte Ansicht: kleinen Schaukästen an dunkler Wand mit Märchenszenen, links daneben bunte Märchenbilder

Dioramen von Märchen und Illustrationen im Raum Märchenwald
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Erfolgsgeheimnis der Märchen - damals wie heute

Vergrößerte Ansicht: viele bunte Märchenbücher übereinander-lappend angeordnet

Weltkulturerbe mit übersetzten Ausgaben in wie vielen Sprachen?
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Und was macht den Erfolg der Märchen aus? Die Museumsführerin kennt die Antwort: "Im Märchen spiegelt sich die Lebenswelt mit allen Gefühlen und Verhaltensweisen wider - so wie heute in den TV-Soaps." Sie greifen menschliche Ur-Themen auf, die Besucher unabhängig von ihrer Herkunft oder Kultur berühren.

Die weltweite Wirkung von Grimms Märchensammlung können Besucher auf eindrucksvolle Weise nachvollziehen. Vitrinen voller fremdsprachiger Ausgaben der Märchen – so erzählt die Museumsführerin – veranlassen die Besucher aus den verschiedensten Ländern, die Ausgabe in ihrer Sprache zu suchen …

"Und wenn sie nicht gestorben sind …"

Die Geschichte der Familie im Amtshaus fand ein jähes Ende. 1796 starb der Vater, nur 44 Jahre alt, an einer Lungenentzündung. Die Familie musste die Dienstwohnung räumen und kam zunächst im Steinauer Armenhaus unter, bevor sie in der Alten Kellerei ein neues Zuhause fand.

Jacob und Wilhelm Grimm zogen 1798 zum Besuch des Gymnasiums nach Kassel, 1805 verließ auch ihre Mutter die Stadt. Gleichwohl erinnerten sich die Brüder in ihren Schriften immer wieder gerne an ihre Kindheit in Steinau.

Vergrößerte Ansicht: Stuhlreihen vor einer Bühne mit Märchenmotiv

Ehemaliger Gerichtssaal - heute genutzt etwa für Aufführungen
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Kontakt

Brüder Grimm-Haus und Museum Steinau
Brüder Grimm-Straße 80
36396 Steinau an der Straße

Webseite: http://www.brueder-grimm-haus.de

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