Emissionsfrei unterwegs im ÖPNV mit Brennstoffzellenbussen
Neue Technik für das Erreichen der gesteckten Klimaziele. Am Mittwoch, 11. Dezember, präsentierten Landrat Thomas Will und der Vorstand der Riedwerke am Omnibusbetriebshof in Groß-Gerau 15 neue Brennstoffzellenbusse. 2025 sollen acht Gelenkbusse mit der gleichen Antriebstechnik folgen.
Die Verkehrserbringung mit alternativen Antrieben spielt bei der Erreichung der Klimaziele im Kreis Groß-Gerau eine bedeutende Rolle. Vor diesem Hintergrund planen die Tochterunternehmen im Zweckverband Riedwerke Kreis Groß-Gerau, ihre Fahrzeugflotten kontinuierlich auf emissionsfreie Antriebe umzustellen.
Flächendeckender Einsatz geplant
"Mit der Inbetriebnahme eines Brennstoffzellenmüllsammelfahrzeugs und von 15 Brennstoffzellensolobussen in diesem und acht weiteren Brennstoffzellengelenkbussen im kommenden Jahr sind wir auf einem guten Weg der Transformation zu einem flächendeckenden Einsatz umweltfreundlicher Technologien", sagt Herr Landrat Thomas Will, Vorsitzender des Zweckverbandes Riedwerke Kreis Groß-Gerau.
Landrat Will dankt in diesem Zusammenhang dem Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV), dass beide Projekte, das der Abfall-Wirtschafts-Service GmbH (AWS) im Bereich der Abfallwirtschaft und das der Lokale Nahverkehrsgesellschaft mbH Kreis Groß-Gerau (LNVG) im ÖPNV, über Förderungen ermöglicht werden konnten.
Unterstützung durch Fördermittel
Die Nationale Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NOW) betont die Bedeutung der Zukunft emissionsfreier Technologien in einem integrierten Energiesystem. Der strategische Ansatz im Zweckverband Riedwerke, die Brennstoffzellentechnologie interdisziplinär einzusetzen, wird unterstützt, indem beide Projekte zum einem im Rahmen der "Richtlinie zur Förderung alternativer Antriebe von Bussen im Personenverkehr" mit 7,39 Millionen Euro und zum anderen über das Programm "NIP II – Marktaktivierung: Beschaffung eines Abfallsammelfahrzeuges mit alternativen Antrieben" mit 670.000 Euro durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) gefördert werden. Fördermittel dieser Maßnahme werden auch im Rahmen des Deutschen Aufbau- und Resilienzplans (DARP) über die europäische Aufbau- und Resilienzfazilitäten (ARF) im Programm NextGenerationEU bereitgestellt. Die Förderrichtlinie wird von der NOW GmbH koordiniert und durch den Projektträger Jülich (PtJ) umgesetzt.
Herr Stefan Metzger, Geschäftsführer der AWS und Vorstandsvorsitzender der Riedwerke, betont die Bedeutung der Förderung, die es erst ermöglicht, die höheren Anschaffungskosten der Brennstoffzellenfahrzeuge zu stemmen. Insgesamt belaufen sich die Investitionskosten in die umweltfreundlichen Fahrzeuge der Tochterunternehmen AWS auf 1,08 Millionen Euro und der LNVG auf 17,22 Millionen Euro.
Schnelle Betankung möglich
Im Bereich des ÖPNV basiert der Einsatz von Brennstoffzellenbussen auf den Grundlagen einer Studie der EMCEL GmbH. "In dieser Studie wurden die betrieblichen Abläufe im Verkehrsgebiet im Zuständigkeitsbereich der LNVG analysiert und die Brennstoffzellentechnologie, im Vergleich mit weiteren emissionsfreien Antriebsarten, unter technischen und wirtschaftlichen Aspekten als vorzugswürdig erachtet", führt Christian Sommer, Geschäftsführer der LNVG und stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Riedwerke, aus. Neben der kurzen Betankungszeit ist ein wesentlicher Aspekt die Reichweite der Brennstoffzellenbusse, die mit den aktuell eingesetzten Dieselfahrzeugen vergleichbar ist.
Mit einer garantierten Reichweite von 350 Kilometern pro Tankfüllung können die meisten täglichen Fahrzeugumläufe zuverlässig sichergestellt werden. Mit dem anstehenden Fahrplanwechsel werden die Fahrzeuge sukzessive in den Linienbetrieb der VerkehrsService GmbH Groß-Gerau (VSGG) integriert. Ausgehend vom Standort Groß-Gerau werden hierbei insbesondere die kilometerintensiven Linien 22, 23, 52, 61 und 62 mit den neuen Bussen bedient. Das Taktangebot der Linie 52 (Groß-Gerau – Dornheim – Griesheim) wird komplett emissionsfrei betrieben.
Europaweite Ausschreibung
Die LNVG hat nach einer europaweiten Ausschreibung den Zuschlag für die 23 Brennstoffzellenbusse an die SOLARIS Deutschland GmbH erteilt. Die Firma Solaris liefert 15 Solobusse vom Typ Solaris Urbino 12 hydrogen und acht Gelenkbusse vom Typ Solaris Urbino 18 hydrogen. Die bestellten Fahrzeuge werden mit Wasserstoff, der gasförmig in auf dem Fahrzeugdach vorhandenen Tanks gespeichert wird, betrieben. Die elektrische Energie wird in Brennstoffzellen des Herstellers Ballard erzeugt und dem Elektro-Antrieb zugeführt. Die Elektromotoren liefern eine Leistung von jeweils 160 Kilowatt bei den Solobussen und 240 Kilowatt bei den Gelenkbussen und ermöglichen eine Reichweite von bis zu 400 Kilometern.
Weitere Brennstoffzellenbusse geplant
Der Betrieb dieser Fahrzeuge wird durch einen Liefervertrag über Wasserstoff der Riedwerke Versorgungs GmbH (RVG) mit Air Liquide sichergestellt. Die Busse werden am Omnibusbetriebshof Groß-Gerau mittels einer ebenfalls aus Bundesmitteln geförderten mobilen Tankstelle der Firma Wystrach/HEXAGON Purus mit Wasserstoff befüllt. Diese mobile Tankstelle, im Eigentum des Projektpartners Hy2Serv GmbH, wird bis zur Inbetriebnahme einer eigenen stationären Tankstelle die Betankung sicherstellen. Aus Redundanzgründen wurde außerdem ein sogenannter Mechanical Dispenser bei HEXAGON beauftragt, der die Möglichkeit einer Betankung aufrechterhält, wenn die eigentliche Tankanlage aus Wartungsgründen nicht zur Verfügung steht.
Die LNVG plant in den kommenden Jahren weitere Brennstoffzellenbusse zu beschaffen und damit die europäischen Vorgaben der "Clean-Vehicles-Directive (CVD)" umzusetzen. Hierfür sind weitere Fördermittel zwingend erforderlich.